Samstag, 31. August 2013

Iran

Der Grenzuebergang Armenien-Iran scheint mitten im Nichts zu liegen. Und als ich kurz davor war, habe ich mir doch ein paar Gedanken gemacht, weil ich wirklich nicht wusste, was mich auf der anderen Seite denn erwartet. Und ich hatte die Stimmen derer im Ohr, die sich um mich sorgen. Aber letztendlich war alles ganz einfach und der Iran hat sich als ein sehr positives Land fuer mich herausgestellt.
Vom Grenzuebergang haben mich zwei armenische Iraner mit bis nach Tehran genommen. Die beiden und ihre Freundinnen, die Schwestern sind, haben mich waehrend meiner Zeit im Iran noch oefter aufgenommen und mir geholfen, als auch am Ende wieder zum Flughafen gebracht.


Azadi- Tower in Tehran 

Mit den Couchsurfern, Shahrooz und Navid, bin ich dann 2 Wochen im Norden, das kaspische Meer bis zur Azerbaijanischen Grenze entlang getrampt. Das Wort Trampen gibt es im Iran nicht, da es nicht ueblich ist zu Trampen, funktioniert aber hervorragend, da die Menschen ausgesprochen freundlich sind.
Neben dem kaspischen Meer waren wir in Masouleh, einem kleinen Oertchen am Berg. Die Wege bestehen nur aus Treppen und das Dach des einen Hauses ist der Garten des darueberliegenden Hauses.
Wir sind weiter zum hoechsten Wasserfall Irans. Der Wasserfall selbst ist nicht sehr spektakulaer, aber die Wanderung dorthin fuehrt durch schoene, gruene Waelder und die Aussicht ist wunderschoen. Weshalb wir eine 2-Tagestour daraus gemacht haben.... unter anderem auch weil wir uns verlaufen haben.

Masouleh

Fotoshoot mit traditioneller Kleidung, Masouleh

Seine Frau hat fuer uns gekocht
Wir geniessen die Aussicht auf die Berge ( in wirklichkeit besser als auf dem foto)

Die Huette in den Bergen, in der wir uebernachten konnten, haben jedoch im Freien geschlafen

der hoechste Wasserfall Irans, das Wasser wird teilweise vollstaendig vom Wind mitgenommen

In Isfahan habe ich Navids Familie besucht. Am Ende des Ramadans wird meist ein Familienausflug gemacht mit viel Picknick, so dass wir uns vielen anderen Familien angeschlossen haben, um im Fluss des Bibi Seydan zu wandern...
Familienausflug im Iran
auf dem Bazar
Bruecke in Isfahan, zur Zeit ohne Wasser
Ueberreste Persepolis
Persepolis

An sich war der Ramadan problemlos, vor allem weil ich mich nicht dran gehalten habe, aber ich war trotzdem froh, als ich wieder auf der Strasse Eis essen konnte und die Restaurants wieder auf hatten.

Der Iran hinterlaesst viele Eindruecke. Hier sind einige Dinge, die mir aufgefallen sind:
- Busse und Bahnen sind streng nach Maennern und Frauen getrennt
- erstaunlich viele Frauen und auch Maenner laufen hier mit einem Pflaster von einer Nasen-OP herum
- facebook, youtube und viele andere Seiten, wie z.B. google.de sind blockiert
- etliche Filme, Buecher, Alkohol sowieso und Frauensport im Fernsehen sind verboten (allerdings gibt es fuer alles Wege drumherum)
- an Stelle von kleinem Wechselgeld bekommt man Suesses
- man hat keinen Freund/Freundin, sondern heiratet direkt (im Idealfall), weshalb Freunde und Freundinnen geheim vor der Familie sind
- Maenner und Frauenkontakt, ausser man ist Schwester oder Ehefrau, ist nicht gerne gesehen (als ich mit Navid dessen Cousin besucht habe, wurde ich am Hausmeister vorbeigeschmuggelt)
- Auslaendern wird lieber geholfen, Landsleute werden auch manchmal stehen gelassen
- manche Leute finden Hitler nicht so uebel, da er wohl den Strassenbau im Iran vorangetrieben hat
- Tarov- eine Hoeflichkeitsform, die Iraner erstmal alles 2-3 mal verneinen laesst oder Dinge anbieten, die sie gar nicht meinen, einfach nur der Hoeflichkeit wegen (ein Taxi mit dem wir getrampt sind, hat zweimal gemeint, Geld ist nicht wichtig, wir sollen uns keine Sorgen machen und wollte am Ende Geld; und auf der anderen Seite wurde uns beim Trampen Geld angeboten, es aber nicht so gemeint - fuer mich ist das alles etwas laecherlich, aber so sind sie eben die Iraner - freundlich)
- alle lieben Deutschland, da wir wohl dieselben Vorfahren haben, wie hier in der Schule gelernt wird
- die 3 haeufigsten Fragen, die man gestellt bekommt und die doch viel ueber die Kultur aussagen, wie ich finde, sind folgende:
1. how do you like Iran? - den Menschen ist es wichtig, dass sich das Medienbild nicht bestaetigt
2. what does your father work? - sie fragen sich woher das Geld zum Reisen kommt (nicht von meinem Vater)
3. why do you travel alone? - alleine, und vor allem als Maedchen alleine Reisen, wird von den Eltern nicht zugelassen
Wenn es auch etwas an Freiheit fehlt, sind die Menschen unglaublich freundlich. Ich wurde oefter eingeladen als ich annehmen konnte. Aber ich war bei Azerbaijanern zuhause, bei armenischen Einwanderern, afghanischen Fluechtlingen, bei Muslimen und Zarathustriern.

In Shiraz habe ich Wouter getroffen, einen Belgier, der durch den Iran reist. Unser Reisestil ist doch sehr aehnlich, weshalb wir uns gut verstanden haben und die naechsten 4 Tage zusammengereist sind. Unser Ziel war die Wueste und in den Sandduenen schlafen. Es hat drei Tage gedauert bis wir dort waren, weil unser genaues Ziel nicht bekannt war und wir so oft eingeladen wurden. Wir haben auf den Daechern von Wuestendoerfern geschlafen, Sternschnuppen gesehen, Salzseen angeschaut und endlich die Sandduenen gefunden und darin geschlafen. Wunderschoen. Interessant und wunderschoen.
Wir mussten uns danach trennen, aber weil mir die Wueste so gut gefallen hat, habe ich mich alleine auf den Weg zum naechsten Dorf gemacht. Eine schoene kleine Oase, von der aus ich 1 Stunde in die Wueste hineingelaufen bin, um moeglichst weit weg von kuenstlichem Licht zu sein. Im bewachsenen Teil der Wueste habe ich doch viele Tierspuren gesehen, aber in den Duenen haben mir nur grosse, schwarze Kaefer Gesellschaft geleistet. Etwas seltsam so alleine in der Wueste, zu Beginn, aber dann einfach nur schoen. Der Sand ist so fein und fuehlt sich so gut an wenn man seine Fuesse im warmen Sand vergraebt. Der Mond ist so hell, dass man alles sieht und verschwindet erst spaet in der Nacht. Als ich dann aber nachts aufgewacht bin, hatte ich einen gigantischen Sternenhimmel ueber mir...
Ich habe davon nicht genug bekommen, so dass ich noch eine weitere Nacht in Sandduenen geschlafen habe; die letzte Nacht musste ich jedoch neben der Polizeistation campen, wo sie mich bewachen konnten, weil es ihrer Meinung nach zu gefaehrlich alleine und nachts in der Wueste ist. Leider war es ihnen egal, wie sehr ich protestiert und argumentiert hatte... Ich liebe die Wueste.

auf den Daechern eines kleinen Dorfes von Zaratustriern

Wouter, der Belgier bei unserem Gastgeber
Im Zartoushtdorf zu Besuch bei dieser unglaublich netten und froehlichen Dame (Photo: Wouter)
Salzwueste
Salzfluss
wir treffen eine muslimische Familie im Park, die uns mit zu den Duenen nimmt
Sandduenen bei Varzaneh
mit der  Familie auf den Duenen
Photo: Wouter
Wir uebernachten in den Duenen (Photo: Wouter)
auf dem Weg alleine zu den Duenen bei Chubanah
diese Familie hat mich aufgenommen
beim Mittagessen in Chubanah
Im Garten dieses alten Ehepaares hab ich meine Nacht in Garmeh verbracht.
Die beiden beim Bastkoerbe machen...
das schoenere und verlassene Nachbardorf von Garmeh
In der Wueste
unendliche Strasse durch das Nichts
Schafe und Ziegen
Kamele am Strassenrand
Danach bin ich zurueck nach Tehran, um von hier aus nach Tajikistan zu fliegen. Fuer Pakistan habe ich leider kein Visum bekommen und auch andere Landwege waren unguenstig, so dass die beste und billigste Moeglichkeit ein Flug nach Dushanbe war.
Jetzt bin ich also seit 4 Tagen hier und mache mich morgen auf in die schoene Natur Tajikistans und die Berge des Pamigebirges....

Badab Sort, Travertinterrassen
Auf dem Weg nach Badab Sort