Trampen in Usbekistan ist nicht nur
eine Mitfahrgelegenheit, sondern häufig eine Einladung zum Essen, Gesellschaft für den Rest des Tages und zu einer Unterkunft für die Nacht. Verneinend bedanken und Verabschieden war oft nicht ausreichend für die Leute, so dass es gar nicht so einfach war mich loszureißen von all den Einladungen, die ich
nicht annehmen konnte, wollte und durfte. Nicht konnte, weil es zu
viele Einladungen waren oder ich ein anderes Ziel hatte. Nicht wollte, weil ich
teilweise Campen bevorzugte. Nicht durfte, weil es Regeln zum Registrieren
gibt, man also nachweisen können sollte wo man die Nacht verbracht hat.
Wenn auch teilweise penetrant, die Usbeken sind ein überaus gastfreundliches Volk. Von dieser Gastfreundschaft und der guten Küche wurde mir
in Kasachstan schon viel erzählt. Und die Küche ist tatsächlich lecker, nur
eindeutig viel zu fleischlastig. In keinem anderen Land habe ich so viel
Fleisch zu essen bekommen wie hier. Ich war also mehr als versorgt, während der Tage die ich auf
der Straße unterwegs war. Ob ich Hunger hatte oder nicht, ob ich Trinken wollte
oder nicht, ich wurde vollgestopft - und bin den Menschen dankbar dafür. Zu sehen wie wenig sie selbst teilweise haben und doch so großzügig sind und zu spüren, dass sie mich mitnehmen nicht nur um zu helfen, sondern selbst eine große Freude dabei haben, das macht mich glücklich. Und so macht Trampen Spaß.
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Lagman-Cook in Kokand |
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Lagman- best food in Uzbekistan with lots of vegetables
and a piece of sweatpants as a napkin |
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Lovely women; camped in their garden |
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Uzbeks love sweets |
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My awesome tour guides in Bukhara- this family took their free time to show me their city |
Aber schon der Grenzübergang mitten in der trockenen Steppe, war ein Erlebnis für sich. An der
Grenze angekommen laufe ich an einer langen Schlange von Autos
vorbei, die scheinbar den kompletten Hausstand auf dem Dach haben. Überall
liegt Müll. Eine Grenzwache öffnet das Tor und ein Gedränge beginnt, um
durchzuhuschen. Dann werden sie zurückgedrängt um das Tor wieder schließen zu
können. Ich bin dankbar für die Hilfe meines Fahrers, der die Wächter auf mich
aufmerksam macht und ich einen zweiten Eingang nutzen darf. Es kommen noch
mehrere solcher Schlangen und der Anstand in mir will sich anstellen und
warten. Aber die Männer (ich frage mich wo Frauen und Kinder sind), rufen ‚Deoschka (Mädchen)‘ und ‘Tourist‘
nach vorne, so dass für mich Platz gemacht wird und ich mich an freundlichen,
anstelle von genervten Gesichtern, vorbei schieben kann.
Und dann bin ich drin. Geld
wechselt man hier besser auf der Straße, denn der offizielle Kurs ist deutlich
schlechter. Die usbekischen Som verlieren immer mehr ihren Wert und für meine
20$ erhalte ich ein ordentliches Geldbündel, das nicht mehr in meinen
Geldbeutel passen.
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about 30 $ |
Über meine Geldwechsler
finde ich auch direkt ein Auto zum Trampen. Und obwohl ich bis abends auf die
Abfahrt warten muss, schätze ich mein Glück, denn es fuhren keine Autos bis auf
diese Taxis, die erst dann fahren wenn sie voll sind… wirklich voll. Mit drei Männern teile ich mir den Kofferraum. Die Menschen sind herzlich, interessiert
und ich bekomme sämtliche Telefonnummern und Einladungen in deren Heimatstädte.
Wir erreichen meine Kreuzung zum Aralsee, doch nur ungern lassen sie ihren
neuen Schützling mitten in der Nacht irgendwo am Straßenrand stehen. So wird es
ein kleines Wortgefecht und ich bin froh endlich am
Straßenrand im Gebüsch mein Zelt aufzuschlagen und in Schlaf zu
versinken. Obwohl im hohen Gras von der Straße aus unsichtbar, werde ich am
Morgen von Ziegenhirten geweckt, die geduldig warten bis ich aus meinem Zelt
gekrochen komme. Und es wird in Usbekistan noch häufiger vorkommen, dass ich
morgens gerade so den Schafen und Ziegen entkomme, die wieder ihr
Revier einnehmen.
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Sheep everywhere |
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Dry Cheese Snack |
Mein erstes Ziel ist
Muynaq, eine ehemalige Hafenstadt am Aralsee, jetzt umgeben von Sand. Anders
als in Kasachstan kann man hier noch die
alten, verrosteten Schiffe sehen, die damals am Hafen des Fischerdorfes lagen. Durch
Umleiten der Zuflüsse zur Bewässerung der vielen Baumwollplantagen ist der
Aralsee allmählich ausgetrocknet und hat sich stark verkleinert. Als Folge des
steigenden Salzgehaltes ist das Leben im See ausgestorben, das Klima hat sich
etwas verändert, die Menschen konnten nicht mehr vom Fischfang leben und auch
heute noch macht das Salz des Aralsees durch Winde verstreut, den Boden im Land
unfruchtbar. Doch Baumwolle wird immer noch im ganzen Land angebaut und Melonen
wachsen hier auch zuhauf.
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Shipwrecks in the old harbour |
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Old Ships in the desert |
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Melons sold along the road |
Mit einem lebensfrohen Taxifahrer, der mit
einem Aufkleber aus seinem Taxi einen Porsche gemacht hat und auch fährt als
hätte er einen, mache ich einen kleinen Roadtrip. Er zieht seinen Tattooärmel über, packt 3 Liter Cola und 2 Melonen als
Proviant ein, und zu Modern Talking’s ‚You’re my heart, you’re my soul‘, fahren wir die Wüstenstraße entlang zur Ayaz Qala, einer der vielen Wüstenburgen in der
Umgebung. Er lässt mich hinter den Dünen raus und ich verbringe die Nacht unterm Sternschnuppenhimmel.
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Melon break with Sardor |
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Smaller fort seen from a bigger one |
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my bed in the desert |
Ich reise nach Xiva,
Bukhara und Samarkand, die drei bekannten Städte an der ehemaligen
Seidenstraße. In den Stadtkernen lassen sich etliche Mausoleen, Moscheen und
Madrasen in wunderschönem blau und türkis sehen; und in Shahrisabz, der
Geburtstadt von Timur Leng, steht eine riesige Statue dieses usbekischen Helden. Es sind schöne
Orte, um über die Geschichte zu lernen. Allerdings spürt man wie der Tourismus stark
auf diese Städte fokusiert ist und ich habe kein Bedürfnis mich hier lange
aufzuhalten.
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Inside Sitorai Mokhi-Khosa Palace, Bukhara |
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Mosque of the Registan in Samarqand |
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Inside Registan, Samarqand |
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Uzbek People in Samarqand |
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Colourful and detailed |
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bridal season, Shahrisabz |
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Timur Leng Statue, Shahrisabz |
In der Grenzstadt Termiz gibt es zur Abwechslung nicht nur Mausoleen zu sehen, sondern auch ein Buddhistisches Kloster, dessen Grundrisse
noch zu sehen sind. Ich bin die einzige Besucherin und ein Guide gibt mir eine
Tour auf Russisch. Nur zu weit weg soll ich nicht laufen, denn dahinter fängt
militärisches Sperrgebiet an und man kann über den Fluss nach Afghanistan
blicken.
Am Abend klopft die
Immigration Police an meinem Zimmer und überprüft meine Registrierungen. Es
gibt Regeln hierfür, die aber keiner so genau zu kennen scheint. Von den vielen
Versionen habe ich mir die zu befolgen ausgesucht, die für meine Pläne am
passendsten war. Obwohl schon 9 Tage im Land konnte ich erst 3 Nächte
nachweisen. Die anderen Nächte war ich campen und zeige ihr mein Zelt als
Beweis. Erst nicht sehr glücklich geben sie sich dann aber doch
zufrieden und ziehen weiter. Tourismus in Usbekistan wird immer mehr gefördert und solche Regeln wohl immer weniger wichtig.
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Buddhist Monastery, Termiz |
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Guide, proud of his find |
Nach all den Städten freue ich mich nun auf Natur und will die Straße entlang der Tajikischen Grenze trampen, die durch den Zaamin National Park führt.
Nur stellte sich heraus, dass diese in der Mitte gesperrt ist und ich von der anderen Seite her kommen muss. Der Greis, der mir das deutlich macht als wir am Ende der Straße in seinem Dorf
ankommen lädt mich zum Plov-Essen bei seiner Familie ein. Doch auch auf der anderen Straße komme ich nur langsam voran, so
dass ich die Nacht im Garten eines Käseherstellers verbringe. Nach zwei Tagen
auf dem Weg zum National Park gebe ich auf und ziehe weiter ohne diesen gesehen zu haben. Hier
in den Dörfern sprechen die Leute kaum Russisch und ich bin wieder
darauf angewiesen mit Hand und Fuß zu kommunizieren. Und obwohl ich das
von vielen Ländern gewohnt war, fühlte ich mich wieder unbeholfen; Ich hatte mich schnell an den Luxus gewöhnt, einigermaßen verstanden zu werden und zu verstehen. Dennoch ist es immer schön und spannend die ländliche Seite eines Landes kennenzulernen.
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Family in the village |
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Leaving market in a dry riverbed |
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On the road |
Im Ferghana-Tal entscheide ich mich Kokand anzuschauen. Dort werde ich von Oleg mitgenommen, der auch eine Freude daran hat mir seine Stadt zu zeigen - ganz besonders den Markt und die besten Restaurants der Stadt. An den Sehenswürdigkeiten fahren wir vorbei. Er lädt mich ein länger zu bleiben, aber mich zieht es noch immer in die Natur.
Daher verbringe ich meine letzten Tage um das
Charvaq Reservoir nördlich von Tashkent. Ein Stausee in wunderschönem Blau, grüne Landschaft und Berge im Hintergrund. Hier genieße ich die letzten zwei Tage Natur, Ruhe und Sonne, bevor ich nach
Tashkent und von dort aus nach Hause fliege und das Reisen vorerst ruht.
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Patterned bread, Kokand |
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Charvaq Reservoir |
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Around Charvaq reservoir |
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Painter in Tashkent |
English version (Google-Translated):
Hitchhiking in Uzbekistan is not just a ride, but rather an invitation to a
ride, to eat, to socialize for the rest of the day, and to stay overnight.
Saying no thanks and goodbye was often not enough for the people, so it was not
easy to leave all these invitations that I could not, would not and should not
accept. Could not because I got too many invitations or had a different
destination. Would not because I sometimes preferred camping. Should not
because there are rules to register, which means I have to be able to prove
where I spent the night, which is best done in hotels.
Although a bit too penetrating for my taste, the Uzbeks are a very
hospitable people. From the hospitality and the good kitchen I have already
been told a lot in Kazakhstan. And the kitchen is actually delicious, just
clearly way too meaty. In no other country have I had so much meat to eat as
here. So I was more than taken care of during the days I was on the road.
Whether I was hungry or not, whether I wanted to drink or not, I got stuffed - and I'm grateful to those people for that.
o see how
little they have in part and yet are so generous and feel that they take me
with them not only to help, but to have a great joy, that makes me happy. And
so hitchhiking is fun.
But even the
border crossing in the middle of the dry steppe, was an experience in itself.
Arriving at the border, I walk past a long line of cars that seem to have the
complete household on their roofs and garbage everywhere. A border guard opens
the gate and the crowd begins to scramble through. Then they are pushed back for
the gate to be closed again. I am grateful for the help of my driver, who talks
to the guards and I am shown a second entrance. There are still several such queues
and the decency in me wants to wait at the end. But the men (I wonder where
women and children are) call 'Deoschka (Girl)' and 'Tourist' to the front, so I
can push through and pass friendly, instead of annoyed faces.
And then I'm
in Uzbekistan. Money is better to be changed on the black market as the
official rate is much worse. The Uzbek Som is losing more and more of its value
and for my $ 20 I am getting a decent bundle of money that does not fit into my
wallet anymore.
With my money
changers, I got a car to hitchhike. And although I have to wait until the evening
for the departure, I know I am lucky, because there are no cars except for
these taxis, that only leave when they are full ... really full. With three
men, I share the trunk. The people are friendly, interested and I get lots of
contacts and invitations to their hometowns. We reach my junction to the Aral
Sea, but they don’t easily want to leave their new fosterling by the roadside
in the middle of the night. But I'm glad to finally pitch my tent at the
roadside behind some bushes and sink into sleep. Although invisible in the tall
grass seen from the street, in the morning I am awakened by goatherds who wait
patiently until I come crawling out of my tent. And it will not be the last time that I just leave my spot for the night before
sheep and goats are taking over their territory again.
My first
destination is Muynaq, a former port city on the Aral Sea, now surrounded by
sand. Unlike in Kazakhstan you can still see the old, rusty ships that were
then at the harbor of this fisher village. By diverting the rivers to irrigate
the many cotton plantations, the Aral Sea has gradually dried up and has shrunk
considerably. Life in the lake has become extinct due to the rising salt
content; the climate has changed a bit, people could no longer live on fishing
and even today the salt of the Aral Sea is scattered by winds, rendering the
soil in the land barren. But cotton is still grown throughout the country and
melons are also growing in abundance here.
A taxi driver
who has made a Porsche out of his taxi with a sticker and also drives as if he
has one, takes me along. With 3 liters of coke and 2 melons as provision we
drive to the Ayaz Qala, one of the many desert forts in the area, while Modern
Talking's, You're my heart, you're my soul' plays in the background. The night
I spend in the dunes under falling stars and I enjoy it a lot.
I travel to
Xiva, Bukhara and Samarkand, the three well-known cities on the former Silk
Road. In the city centers a number of mausoleums, mosques and madrasas in
beautiful blue and turquoise can be seen; and in Shahrisabz, the birthplace of
Timur Leng, stands a giant statue of this Uzbek hero. These are beautiful
places to learn about history. However, you can feel the tourism is strongly
focused on these cities and I don’t feel like spending too much time here.
In addition to
several mausoleums, there is a Buddhist monastery in the border town of Termiz,
the floor plans of which can still be seen. I am the only visitor and a guide
gives me a tour in Russian. I am not supposed to walk away too far, because
behind begins military restricted area and you can look across the river to
Afghanistan.
In the
evening, the Immigration Police knocked on my room and checked my
registrations. There are rules for this, but nobody seems to know them exactly.
Of the many versions I heard, I have chosen to follow those that were most
appropriate for my plans. Although already 9 days inside the country, I could
only provide slips of 3 nights. The other nights I was camping and showed them
my tent as proof. They do not seem happy, they discuss a lot, but eventually
they settle and move on.
After all
these cities, I am looking forward to nature and want to hitchhike the road
along the Tajik border that leads through the Zaamin National Park. Only that the
road turned out to be closed in the middle and I have to go from the other
side. The old man, who tells me this after we arrive at the end of the road in
his village, invites me to lunch with his family. But even on the other road, I
make slow progress, so I spend the night in the garden of a cheese
manufacturer. After two days on the way to the National Park I give up and move
on without having seen it. Here in the villages people hardly speak Russian and
I am again reliant to communicate with hands and feet. And although I know that
from many countries, it was again unfamiliar not to be understood and not to
understand.
On my way to
the Ferghana Valley I pass a wide riverbed and decide to stay here. In search
of a nice spot, a snake is scurrying away from me.
My last stop
is the Charvaq Reservoir north of Tashkent. A beautiful blue lake, green landscape
and mountains in the back. Here I enjoy the last two days of nature,
tranquility and sun, before go to Tashkent and finally back home.